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Casa Scelsi, oder die Innenansichten des Klangs

ein Film über die Musik des italienischen Komponisten Giacinto Scelsi


Der italienische Komponist Giacinto Scelsi (1905-1988) ist eine der wichtigsten und zugleich rätselhaftesten Musikerpersönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts. Mysteriös nicht nur, weil er keine Bilder von sich machen liess. Mysteriös auch, weil sich Gerüchte und Halbwahrheiten um seine Person ranken. Kurz nach seinem Tod gab es sogar einen veritablen Scelsi-Skandal. Es kursierten Gerüchte, Scelsi habe seine Kompositionen gar nicht selbst geschrieben, sondern von ghostwriters anfertigen lassen. Und dieser plötzlich wie aus dem Nichts auf dem Olymp des Musiklebens auftauchende Sonderling sei womöglich eine Schimäre.

Mit Casa Scelsi hat Fred van der Kooij einen der aufwendigsten und aufregendsten Musikfilme über Giacinto Scelsi realisiert. Die Dreharbeiten fanden in Rom und in 25 Zimmern des Rastatter Schlosses in Deutschland im Sommer 1994 statt.

Der Film ist eine einzige musikalische und visuelle Verführung, voller technischer Virtuositäten und filmischer Einfälle. Aufbrechende Fussböden, zusammenstürzende Räume, komplizierte Fahrten unter die Erde mit einer eigens für diesen Film entwickelten Kameraaufhängung und fantastische Bildkompositionen begleiten eine überraschungsreiche Suche nach dem Komponisten und seinem Werk.

Der Film spielt im (imaginären) Haus von Scelsi, einem Klangraum, wo eine akustische Reise ins Innere der Musik stattfindet. Dabei gerät der Zuschauer auf eine detektivische Spur nicht nur durch Scelsis höchst geheimnisvolle Klangwelt, sondern auch nach der fortwährend sich entziehenden Person des Komponisten. Man hört dabei Scelsis Originalstimme neben Interviews mit Bekannten und Mitarbeitern wie der Cellistin Frances-Marie Uitti, dem Dirigenten Jürg Wyttenbach, der Sängerin Michiko Hirayama, dem Chauffeur Scelsis, Salvatore Pilosu und schliesslich mit Vieri Tossati, der Scelsis „Vorlagen“ transkribierte (oder auskomponierte?).

Casa Scelsi weicht stark von den üblichen Komponistenporträts ab. Er nimmt die Legenden, die nicht zuletzt Scelsi selbst um seine Person und um seine Musik gesponnen hat beim Wort und führt den Zuschauer in ein wahres Labyrinth an Mutmassungen. (Aus einem redaktionellen Text des Südwestfunks)


„Selten ist ein Musikfilm so prall informativ, so lustig und lohnend zu sehen und dazu noch so dicht an der Musik geglückt, von der er handelt.“ (Die Zeit)

„Van der Kooijs exzellenter Film bietet fast nebenbei einen fesselnden Einblick in die Entstehungsprozesse zeitgenössischer Musik.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

„Der Film ist eine Augenweide, ein cleveres, ironisches Vexierspiel um Wahrheit und Dichtung. An Hand der behaupteten Meisterschaft des Porträtierten beweist Van der Kooij die eigene Virtuosität. (Tagesanzeiger)

„Auf gewohnt einfallsreiche und überraschende Weise suggeriert Fred van der Kooijs jüngste Arbeit mit gleichsam diebischem Vergnügen die Möglichkeit totaler Fiktion.“ (Neue Zürcher Zeitung)